Stöbern Sie in allen Beiträgen aus der Kategorie

Fachinformationen

Alle Kategorien

Obst für kleine Gärten

Das Problem beim Obstanbau in den Kleingärten ist einfach: eine kleine, begrenze Fläche, die auch noch anderweiter genutzt werden möchte. Um möglichst viele, verschiedene Sorten anzubauen, ist die Pflanzung von schwachwachsenden Unterlagen in Verbindung mit einer Spindelerziehung eine wichtige Voraussetzung. Obstbäume, die auf schwachwachsenden Unterlagen veredelt sind, bilden deutlich kleinere Kronen aus und erreichen eine Endhöhe von 3 bis 4 m. Fast alle Baumobstarten wie Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen usw. sind veredelt.

Das bedeutet, dass die Kultursorte z.B. ein Edelreis von `Berlepsch´ auf eine spezielle Unterlage sozusagen der Wurzel gepfropft wird. Die Veredelungsstelle ist in der Regel durch die verdickte Stelle am Stamm sichtbar und muss bei der Pflanzung handbreit über der Bodenoberfläche sein.

Die Veredelungsunterlage („Wurzel des Obstgehölzes“) spielt eine wichtige Rolle hinsichtlich der Wüchsigkeit des Obstgehölzes, Höhe, Ertragsbeginn, Frosthärte, Alter und Qualität der Früchte.

Allgemein gilt:

Um so schwach wüchsiger eine Unterlage ist, desto kleiner die Endhöhe des Gehölzes, desto früher beginnt der Ertrag, desto empfindlicher reagiert der Baum aber auch auf schlechten Boden, Trockenheit, Staunässe und Frost. Wichtig: Schwachwüchsige Apfelbäume benötigen zeitlebens einen Pfahl.

Daraus folgt: Während Sorten auf schwachwachsenden Unterlagen wie M27 oder M9 sehr klein bleiben, bereits sehr früh die ersten Früchte tragen und daher für den Anbau in kleinen Gärten geeignet sind, werden Apfelsorten auf starkwachsenden Unterlagen wie auf Sämlingen gepfropft sehr hoch, können erst spät beerntet werden, liefern aber dafür das ganze Leben hohe Erträge. Nachfolgend finden Sie eine Zusammenfassung von bewährten schwachwüchsigen Unterlagen und eine Auswahl an bewährten Kern- und Steinobstsorten.

Bewährte Unterlagen beim Apfel:

  • M 27: sehr schwachwachsend, Endhöhe ca. 2,0 m; früher Erntebeginn; benötigt guten Standort
  • M 9: Endhöhe bis 2,5 m; schwach wachsend; guter Einfluss auf Größe und Farbe der Äpfel; guter Standort nötig; frostempfindlich
  • M 26: schwach wachsend, in Bayern aber wie M 7 wachsend; frosthart
  • MM 106: mittelstark wachsend; blutlausresistent; auch für feuchte Böden geeignet; in Bayern wie M 7 wachsend
  • M 7: mittelstarkwachsend; auch für schlechtere Böden geeignet; robust gegen Kragenfäule, Trockenheit und Nässe; Endhöhe bis 4 m

Apfelunterlagen nach Wüchsigkeit geordnet

Unterlage Baumhöhe Kronen-

Durch- messer

Ertragsbeginn Alter robust
M 27 kleiner 2,0 m 1,5 m 1. bis 2. Jahr -15
M 9 kleiner 3,0 m 2,0 m 2. Jahr -20
M 26 3,0 m 2,5 m 2. Jahr -25
MM 106 kleiner 4.0 m 4,0 m 2. Jahr 30 Blutlaus
M 7 4,0 m 4,0 m 3. Jahr 35 Kragenfäule,

Trockenheit, Nässe

A 2 kleiner 5,0 m 6,0 m 4. Jahr 40 Trockenheit, Frost
Sämling 6,0 m 8,0 m 5. Jahr 60 Trockenheit, Frost

Empfehlenswerte, robuste Apfelsorten

Im Hobbygarten sollen möglichst keine synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Folglich sollten robuste oder am besten resistente Sorten bei einer Neupflanzung ausgewählt  werden.  Aus einem großen Sortiment an schorfresistenten Apfelsorten eine kleine Auswahl:

Schorfresistente Winter- bzw. Lageräpfel:

  • `Topaz´       bei Verkostungen meistens als die beste schorfresistente Sorte gewählt; saftig; aromatisch; süß-säuerlich; lagerfähig bis März
  • `Renora´    saftig, milder Aroma; mittelgroße Früchte;
  • `Regine´     fein-säuerlich, saftig

Schorfresistente Sommer- und Herbstäpfel:

  • `Rubinola´ eine der besten Sorten; süß, leichte Säure, feiner Aroma; wichtig: Unterlage M27 wählen, da sparriger Wuchs
  • `Resi´          klein, saftig, schwacher Wuchs; leichte Erziehung
  • `Retina´      Ernte bereits Mitte bis Anfang August, Sofortverzehr, groß, rot
  • `Rebella´     gute Sorte; Mitte September reif; süß mit Säure 
  • `Gerlinde´ Reifezeit: Ende August/Anfang September. klein bis mittelgroß, knackig, süß mit feiner Säure und gutem Geschmack (’Elstar‘-Abkömmling); geschmacklich besser als ’James Grieve‘ eingestuft. Regelmäßige Erträge; bei starkem Fruchtansatz bereits im Juni überzählige Jungfrüchte entfernen. Nachteilig: mittlerer Mehltaubefall und sparriger Wuchs mit hängendem Holz.
  • `Santana‘  Reifezeit Anfang/Mitte September; würzig, süß-säuerlich, saftig. Für bessere Lagerfähigkeit nicht zu spät ernten! Grundfarbe soll von grün nach grüngelb umfärben. In Holland für Allergiker empfohlen.

Bewährte Unterlagen bei der Birne:

Quitte A: schwachwachsend; gute Fruchtgröße und –Qualität; wenig Alternanz; früher Ertragsbeginn,

OHF 333: etwas stärker als Quittenunterlagen

Empfehlenswerte, robuste Birnensorten

‚Williams Christ‘ bekannte Frühsorte, Reifezeit Mitte bis Ende August, vielseitig verwendbarer Klassiker (auch für Schnaps), nur kurz lagerfähig
‚Harrow Sweet‘ ‚Williams Christ‘-ähnliche Herbst-Sorte, die etwa 10 Tage später reift (Anfang September). Resistent gegen Feuerbrand und Schorf.
‚Condo‘ guter Geschmack, schmelzend, ertragreich
‚Uta‘ Reifezeit Ende September / Anfang Oktober; zimtfarben, berostet. Süß, feiner Geschmack, schmelzendes Fruchtfleisch, schwacher Wuchs
`Marianna ®´ mittel bis groß; mittel bis lange gefällige Fruchtform; Grundfarbe hellgelb mit schwach rötlicher Deckfarbe; saftiges, süßes und festes Fruchtfleisch. Für Liebhaber- und Erwerbsobstbau gleichermaßen interessante Sorte wegen des hohen Ertrags.
`Novembra ®´ wertvolle einfarbige Spätherbstsorte; fast schmelzender Geschmack mit gutem und ausgeprägtem Aroma.
`Erika´ neue Wintertafelbirne. Sehr gut lagerfähig; Fruchtfarbe gelbgrün mit deutlichen Lentizellen; feste Schale; sehr saftig; aromatisch süß.

Schwachwachsende Unterlage bei der Süßkirsche

  • Weiroot Nr. 158: 2,5 bis 3,5 m Endhöhe; Ertragsbeginn im zweiten bzw. dritten Standjahr; guter Fruchtansatz; frosthart; standfest
  • Gisela 5: vgl.: Weiroot Nr. 158; die meistens verwendete Unterlage für kleinbleibende Süßkirschen

 Empfehlenswerte, robuste Süßkirschsorten

  •  ‚Burlat‘, ‚Celeste‘,  ‚Johanna‘ sind Beispiele für Frühsorten, die in der Regel madenfrei bleiben
  • ‚Kordia‘    nicht in Frühlagen, da frostempfindlich; mittelspäte Sorte mit guter Qualität, relativ platzfest, Ersatz für ‚Hedelfinger‘ und ‚Schneiders‘
  • ‚Regina‘ Beste Spätsorte bezüglich Baumaufbau, Ertrag, Fruchtgröße, Geschmack; relativ platzfest, schöner Wuchs
  • `Canada Giant´ bestechende Sorte für Obstbau und Hausgarten; hoch attraktiv, sehr groß, glänzend rot mit bestem Geschmack und festem Fruchtfleisch
  • `Sunburst´  sehr großfruchtig; dunkelrot; gering platzempfindlich sehr wichtige Sorte für Obstbau und Hausgarten

 Empfehlenswerte Sauerkirschensorte

‚Morina‘ Robuste, kaum verkahlende Sorte mit sehr guten Fruchtqualitäten; süß-sauer, löst trocken vom Stiel; bildet schöne Spindelbäume
`Gerema´ für Nasskonserve, Belegfrucht, Frostung; resistent gegen Monilia und Sprühfleckenkrankheit

Schwachwachsende Unterlagen bei Zwetschgen und Pflaumen,

Weito 226: 2,5 bis 3 m Endhöhe; früher Ertragsbeginn; robust gegen Holzfrost und Trockenheit; schwachwachsend; Pfahl
INRA 655/2: für nährstoffreiche Kleingärten
St. Julien A: guter Boden erforderlich; Busch-, Halbstamm

Empfehlenswerte, robuste Zwetschensorten

‚Katinka‘ kleinere Frucht, jedoch qualitativ beste Frühsorte ab Mitte Juli; frühe, hohe Erträge, gut steinlöslich; scharkatolerant
‚Hanita‘ Mitte/ Ende August; positiv: Geschmack, Größe, Ertrag; Nachteil: steiler, sparriger Wuchs => Formieren!
‚Topfive‘ Mitte August; Ertrag gut; früh einsetzend, Früchte mittel bis groß, rundlich, geschmackvoll. Sie färben 2 bis 3 Wochen vor der optimalen Reife aus => nicht zu früh ernten!

‚Cacaks Fruchtbare‘  Ende August / Anfang September; sehr gute Alternative zu ‚Hauszwetsche‘ mit vergleichbarer Fruchtqualität! Ertrag früh, (sehr) hoch, regelmäßig

´Jojo ` erste scharkaresistente Zwetschensorte; mittelgroße bis große Früchte; oval; dunkelblau, stark bereift; Fruchtfleisch fest und saftig; süßsäuerlicher, guter Geschmack mit angenehmem Aroma
`Haroma´ sehr gute Tafelfrucht und auch gute Backpflaume;

Mirabellesorten

  • ‚Mirabelle von Nancy‘ Bekannter Klassiker mit kirschengroßen, gelben Früchten, die bei Vollreife rötliche Punkte bekommen, typisch ausgeprägter Geschmack
  • ‚Bellamira‘ Großfruchtig, festes Fleisch mit hohen Zuckergehalten; Ertrag früh, hoch; langer Erntezeitraum von Ende August bis Mitte/Ende September